Blutungsstörungen im Jugendalter
Blutungsstörungen im Jugendalter treten meistens auf, wenn im Menstruationszyklus der Eisprung ausbleibt. Man spricht dann von einem anovulatorischen Zyklus. Dies kann im Jugendalter häufiger vorkommen, da die Hypothalamus-Hypophysen-Achse (ein Regulationsweg des zentralen Nervensystems) noch nicht ausgereift ist.
Anovulatorische Zyklen zeigen sich bei Jugendlichen vor allem durch unregelmässige und starke Menstruationsblutungen. Häufig sind die Blutungsintervalle verlängert (> 45 Tage).
Neben den anovulatorischen Zyklen gibt es auch andere bzw. seltenere Gründe für Zyklusstörungen. Hier sind vor allem Gerinnungsstörungen wie der von-Willebrand-Faktor-Mangel, Thrombozytenfunktionsstörungen etc. zu nennen, die zu einer verstärkten Regelblutung führen können. Neben der starken Menstruationsblutung liegen häufig auch andere Symptome wie Nasenbluten, Blutergüsse oder Blutungen im Magen-Darm-Trakt vor.
Die primäre Amenorrhoe (= Ausbleiben der Regelblutung) kann Zeichen einer genitalen Fehlbildung oder einer Insuffizienz der Eierstöcke sein.
Die sekundäre Amenorrhoe (= Ausbleiben der Regelblutung nachdem bereits ein Menstruationszyklus vorlag) kann verschiedene Ursachen haben. Bei Jugendlichen ist dies häufig durch Stress, Gewichtsverlust, exzessiven Sport oder Essstörungen verursacht. Seltenere Ursachen für eine sekundäre Amenorrhoe im Jugendalter können das Polyzystische Ovarsyndrom, Schilddrüsenerkrankungen, bestimmte Medikamente, Schwangerschaft u.a. sein.
Auch sexuell übertragbare Krankheiten wie Chlamydien können Blutungsstörungen wie Zwischenblutungen oder Blutungen nach Geschlechtsverkehr verursachen.
Eine normale Menstruationsblutung bei Jugendlichen dauert nicht länger als 7 Tage und tritt alle 21- 45 Tage auf. Der Blutverlust beträgt in der Regel 30-80 ml pro Zyklus, dies entspricht ca. 3-6 Tampons/Binden pro Tag.
Der Beginn der Menstruation gilt bis zum Alter von 15 Jahren als normal. Im Durchschnitt liegt der Menstruationsbeginn bei 12,4 Jahren.
Bei Dauerblutungen, übermässig starken Blutungen, Ausbleiben der Periode (> 90 Tage) oder starken Menstruationsschmerzen sollte eine jugendgynäkologische Vorstellung zur Beratung erfolgen. In einem ausführlichen Gespräch werden dann die verschiedenen Therapieoptionen besprochen.
Manchmal ist auch ein Ultraschall nötig. Dieser wird bei noch nicht sexuell aktiven Patientinnen über den Bauch bei voller Blase durchgeführt.
Bei Schmerzen während der Menstruation können zunächst Massnahmen wie Wärmetherapie, Entspannungstechniken oder die Einnahme von Mönchspfeffer probiert werden. Oftmals ist jedoch eine Abdeckung mit Schmerzmitteln nach einem individuellen Schema (gewichtsadaptiert) notwendig. Ziel ist, vor allem Schmerzspitzen zu vermeiden und bereits vor/bei Schmerzbeginn mit den Schmerzmitteln zu starten. Als Schmerzmittel sind vor allem nichtsteroidale Antirheumatika wie Ibuprofen oder Naproxen am wirksamsten.
Sollten die Schmerzen trotzdem andauern, kann auch eine hormonelle Therapie mit einer Anti-Baby-Pille ein wirksamer Therapieansatz sein.
Auch bei Blutungsstörungen ist eine hormonelle Therapie oftmals notwendig, bei einer übermässig starken Blutung können auch Antifibrinolytika wie z.B. Tranexamsäure zum Einsatz kommen. Auch Mönchspfeffer kann zur Zyklusregulierung beitragen.
Bei starkem Blutverlust während der Periode sollte auch der Eisenwert überprüft werden. Ein Eisenmangel sollte therapiert werden.
Gerne bieten wir Ihnen eine individuelle Beratung in unserer jugendgynäkologischen Sprechstunde an.
Anna Fischer